FCB verliert Elfer-Thriller gegen Dortmund
Was für ein Thriller! Was für ein Drama! Das DFB-Pokalfinale in Berlin findet in diesem Jahr ohne den FC Bayern statt. In einem an Spannung kaum zu überbietendem Halbfinale musste sich der FC Bayern am Dienstagabend Borussia Dortmund nach Elfmeterschießen mit 1:3 geschlagen geben. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden.
Gute eine Stunde lang war der FC Bayern das überlegene Team in der mit 75.000 Zuschauern ausverkauften Allianz Arena und führte durch einen Treffer von Robert Lewandowski aus der 29. Minute hochverdient mit 1:0. Die Münchner verpassten es jedoch, weitere Tore zu erzielen. Mitte der zweiten Halbzeit kippte die Partie, Pierre-Emerick Aubameyang (75.) glich aus und das Spiel ging in die Verlängerung.
Auch in den 30 Extraminuten ließ der FCB gegen 10 Dortmunder - Kevin Kampl musste in der 108. Minute mit Gelb-Rot vom Platz - beste Chancen ungenutzt. Und selbst im Elfmeterschießen trafen nur noch die Dortmunder ins Tor. Zu allem Überfluss musste Arjen Robben bei seinem Comeback 16 Minuten nach seiner Einwechslung erneut verletzt vom Platz. (84.).
Aufstellung
Vor dem Anpfiff gab es gute Nachrichten aus dem Bayern-Lager: Robben kehrte nach fünf Wochen Verletzungspause (Bauchmuskelriss) in den Kader zurück und nahm zunächst auf der Bank Platz. Gleich wieder in der Startelf stand Medhi Benatia nach drei Wochen Pause wegen eines Muskelfaserrisses. Die zuletzt angeschlagenen Rafinha (Adduktoren) und Juan Bernat (Sprunggelenk) konnten ebenso auflaufen.
Benatia, Rafinha und Bernat waren drei von insgesamt fünf Änderungen in der FCB-Anfangsformation im Vergleich zum Meisterstück in der Bundesliga gegen Hertha BSC drei Tage zuvor. Auch Xabi Alonso und Thiago rückten ins Team. Dafür rutschten Dante, Mario Götze, Sebastian Rode und Bastian Schweinsteiger auf die Bank, Gianluca Gaudino fehlte im Kader. Erneut von Beginn an bekam Youngster Mitchell Weiser Guardiolas Vertrauen.
Taktisch setzten die Münchner gegen Dortmund einmal mehr auf eine Dreierkette in der Defensive. Davor agierte ein Fünfer-Mittelfeld und ein Zweier-Sturm.
Auch beim BVB standen rechtzeitig zum Halbfinale verletzte Akteure wieder zur Verfügung. Marco Reus und Ilkay Gündogan kehrten in die Startelf zurück, Sebastian Kehl nahm nach seinem Rippenbruch erstmals wieder auf der Bank Platz. Zwischen den Pfosten stand wie in den Pokal-Runden zuvor Mitchell Langerak, Stammkeeper Roman Weidenfeller fehlte ohnehin verletzt. Die Gäste formierten sich in einem 4-3-3-System.
Spielverlauf
Die Ausrichtung beider Teams war nach dem Anpfiff schnell zu erkennen. Die Gäste versuchten, die Bayern mit frühem Stören und drei Sechsern vom Strafraum fern zu halten. Die Münchner ließen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Geduldig ließen sie Ball und Gegner laufen, erarbeiteten sich erste Chancen nach Eckbällen und nutzen die erste Lücke in der BVB-Defensive eiskalt. Lewandowski schloss einen Konter in der 30. Minute zum verdienten 1:0 ab.
Auch nach der Führung dominierte der FCB die Partie. Lewandowski hätte kurz vor der Pause sogar fast noch das 2:0 erzielt. Die Gäste fanden weiterhin offensiv so gut wie gar nicht statt. Manuel Neuer musste im ersten Durchgang keinen einzigen Ball halten. Die Halbzeitstatistik sprach Bände: 8:3 Schüsse, 5:1 Ecken und 68 Prozent Ballbesitz für das Guardiola-Team.
An der Überlegenheit der Bayern änderte sich auch zu Beginn des zweiten Durchgang nichts. Dortmund wurde nun zwar aktiver, doch noch hatte der FCB alles unter Kontrolle - und selbst jede Menge Möglichkeiten (48., 55., 57.), die Führung auszubauen. In der 68. Minute wechselte Guardiola Robben ein (für Thiago), kurz darauf (70.) brachte auch BVB-Coach Jürgen Klopp mit Henrikh Mkhitaryan eine frische Offensivkraft.
Das Spiel kippte in dieser Phase. Dortmund gelang es, das Spiel mehr und mehr in die Hälfte des FCB zu verlagern - und dann war der Ball drin: Aubameyang erzielte in der 75. Minute mit dem ersten Schuss aufs Bayern-Tor den Ausgleich. Die Bayern, bei denen zudem Robben verletzt wieder vom Platz musste (84.) hatten jetzt den Faden verloren. Neuer bewahrte sein Team zweimal (80., 82.) vor einem Rückstand. Nach 90 Minuten stand es so 1:1 - Verlängerung. Die Statistik nach 90 Minuten: 13:10 Schüsse, 9:6 Ecken, 65 Prozent Ballbesitz für Bayern.
Mit Beginn der Verlängerung mobilisierten die Münchner die letzten Kräfte. Die Guardiola-Elf gewann die Spielkontrolle zurück, zog ihr Passspiel auf und erarbeitete sich erstklassige Chancen durch Schweinsteiger (102., 114.) und Götze (116.). Dortmund, das ab der 108. Minute und der Gelb-Roten Karte für Kampl in Unterzahl spielte, brachte das Remis aber mit Glück und Geschick über die Zeit.
Im Elfmeterschießen dann unfassbare Szenen: Sowohl Lahm als auch Alonso rutschten bei ihren Versuchen weg, Götze scheiterte an Langerak und Neuer traf nur die Latte. Der FCB-Keeper parierte zwar gegen Hummels, Gündogan und Kehl verwandelten jedoch - und schossen Dortmund so nach Berlin.